Am Freitag dem 17.09.2021 kam ich mit ein wenig Bauchkribbeln zur Arbeit. Würde ich es heute schaffen pünktlich Schluss zu machen? Immerhin ist es Freitag und für Thüringen stand dank Weltkindertag am Montag tatsächlich ein verlängertes Wochenende an, der OP-Plan könnte durchaus bis 15 Uhr fast fertig sein – war er aber nicht. Aber der Herr Chefarzt der Anästhesie ist ein echt Klasse Mann, hat mich Punkt 15 Uhr regelrecht wie eine Katze mit Wassersprühflasche aus dem Büro gescheucht: „Sie sind ja immer noch hier! Nun aber mal los mit Ihnen!“ Und auch wenn es mich frustriert so essentielle Dinge unbearbeitet liegen zu lassen, wir hatten drei Stunden Fahrt bei angekündigten Staus vor uns, ich nahm es dankend an.
Zu viert, das heißt Mama, Mamas Freund Andreas, Papa und ich, machten wir uns dann also direkt von meiner Arbeit aus auf die Socken gen Potsdam, wo wir auch wohlbehalten ankamen. Nach einer doch relativ frustrierenden Parkplatzsuche in der Tiefgarage konnten wir dann unsere Zimmer beziehen und uns dann zu den anderen in den Versammlungsraum setzen. Endlich Hallo sagen zu all den bekannten, aber auch neuen Gesichtern. Ziemlich lautstark fand sich die Sippe hier zusammen, man tauschte sich aus, freute sich, sich zu sehen und wartete gemeinsam auf das Essen… Was ewig nicht kam. Stellte sich heraus, das eine andere Reisegruppe Verspätung hatte, deswegen mussten wir warten. Seltsame Entscheidung, aber macht im Hintergrund der Hotelorganisation vielleicht irgendwo Sinn? Aber irgendwann wurde uns unser „Steak au Four“ dann doch serviert. Danach blieben wir noch für einen netten Plausch sitzen. Dabei ging so manches Glas zu Bruch, aber lieber ein Bierglas als ein Knochen sag ich da. Da ich aber von den letzten zwei Wochen mit Neun-Stunden Tagen doch recht kaputt war, zog ich mich dann kurz vor 24:00 Uhr doch zurück und ging Schlafen.
Dafür ging es dann am Samstag dem 18.09.2021 umso munterer weiter! Mit einem Vortrag von Jakob Roth, Gründer der Firma „Dein Weg und Wir“, zum Thema persönliches Budget. Als Mann vom Fach, mit Begeisterung und Herz dabei, schaffte Jakob es, uns in einem hoch interessanten Vortrag das persönliche Budget, eine Finanzierung von offizieller Seite mit der wir selbst Assistenzen zur Teilhabe am täglichen Leben bestreiten können, näherzubringen. Dieses ermöglicht es uns sogar, selber als Arbeitgeber aufzutreten und Assistenzen mit festen Verträgen für die unterschiedlichsten Dinge einzustellen: Arbeitsassistenz, Reiseassistenz, Haushaltsassistenz, Budgetassistenz und noch einige andere Bereiche, die so abgedeckt werden können. Eine zweite Möglichkeit wäre, ein Unternehmen, welches diese Leistungen anbietet, mit dem persönlichen Budget zu beauftragen, dies für einen zu übernehmen. Welchen Weg man nimmt, liegt in der Entscheidung der/des Assistenzbeziehenden, was das persönliche Budget zu einer unglaublich flexiblen Unterstützung macht.
Nach dem Mittagessen verteilte sich die Gruppe dann ein wenig. Mama, Andreas, Papa und ich entschieden uns für das Biosphärenreservat in Potsdam. Da waren wir wohl angeblich schon mal… So vor 20 Jahren? Ich konnte mich an NICHTS erinnern. Nicht einmal kleine Fitzelchen von Erinnerungen kamen mir, was heißt, für mich war es wie ein Ersterlebnis. Und dadurch war es auch sehr schön. Das Biosphärenreservat bietet umfassend Informationen zu Regenwäldern, Natur und Nutzpflanzen wie z. B. Kakao, Kaffee (Gott sind wir dankbar für diese braune Bohne) und Gewürzen wie u. a. Zimt und Nelken und ist mit dem Rollstuhl echt gut machbar. Eine kleine Empfehlung meinerseits.
Zurück im Hotel gab es dann Abendbrot, dieses Mal ließ es auch nicht so lange auf sich warten. Selbst für jene, die mit dem Hauptgericht nicht zurechtkamen, gab es Alternativen. Anschließend gab es einen Kulturbeitrag: Musikant Ian aus England gab uns ein kleines Konzert, brachte viele Klassiker zum Besten und überzeugte mit seiner Stimme und einer unglaublichen Palette an Gesang. Zwischendrin übernahmen Papa und ich die Kassenprüfung, hier gilt unser Lob wieder Luisa, die alles, wie immer, akribisch, ordentlich und vollständig aufgezeichnet und dokumentiert hat. Innerhalb kürzester Zeit konnten wir uns einen Überblick verschaffen und ganz einfach nachweisen, dass alles stimmte. Und zum krönenden Abschluss gab es sogar Cocktails, die am ersten Abend personalbedingt nicht bestellt werden konnten, wovon ich mir gleich zwei gönnte. Alkoholfrei natürlich, ich muss ja noch fahren. Der Abend war auch relativ lang. Irgendwann setzte dann nur doch die Erschöpfung ein und das Bett bekam eine solche Anziehungskraft, dass ich mich dem dann doch nicht länger verwehren wollte.
Am Sonntag dem 19.09.2021 wurde dann, nach einem guten Frühstück, zur Mitgliederversammlung gerufen. Es gab wieder einiges zu besprechen. So wurde der Kassenstand abgesegnet und der Haushaltsplan nach einigen Diskussionen beschlossen. Für das kommende Jahr sind wieder Jugendwochenende und Herbstreffen geplant, auch hier nach einiger Diskussion, der Entschluss, das Herbstreffen erneut im Ascot Bristol in Potsdam zu machen, nachdem man einige unschöne Probleme ansprechen wollte. Insgesamt war die Stimmung sehr positiv (die Tests dafür negativ, was wiederum sehr positiv war) und die Vorfreude auf nächstes Jahr war bereits jetzt schon spürbar. Doch schließlich kommt alles einmal zum Ende, so auch dieses Wochenende. Mit einem Schlenker auf den Friedhof, um meinem Opa, Papas Vater, da Papa ja aus Potsdam/Babelsberg stammt, hallo zu sagen, ging es dann auch für uns zurück gen Erfurt in der Hoffnung, 2022 in voller Besetzung wieder nach Potsdam zu kommen.
Philip Schuchert, Mitglied
Wir bedanken uns bei der BKK Mitte für die Förderung unseres Herbsttreffens.